Die SPD Marktoberdorf diskutierte digital am 24.04.21 mit Regina Leenders und Uschi Zwick über die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen im Allgäu
Ein Kernanliegen der SPD ist es, die Ursachen für den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen zu bekämpfen. Um sich über die Hintergründe für die Lohnlücke zu informieren und Antworten aus der Politik zu erhalten, lud der Ortsverein der SPD Marktoberdorf die Bundestagskandidatin des Wahlkreises Ostallgäu/Unterallgäu Regina Leenders zu einer online-Veranstaltung ein. Diskussionspartnerin war Uschi Zwick, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di und Stadträtin in Marktoberdorf. Die Veranstaltung war für Mitglieder des Ortsvereins sowie für interessierte Bürgerinnen und Bürger.
In einer faktenreichen und anschaulich gestalteten Präsentation durch Uschi Zwick konnten die Teilnehmer die Entstehung der Gehaltsunterschiede gut nachvollziehen. In Deutschland gibt es eine Entgeltlücke, also einen Unterschied beim Bruttostundenlohn von Männern und Frauen von 19 Prozent. Im Allgäu liegt dieser Unterschied sogar bei 26,1 Prozent. In der EU hat nur Estland einen noch größeren Unterschied aufzuweisen. Laut einer laufenden Studie verdienen Frauen im Ostallgäu 920 Euro weniger als Männer. Hochgerechnet auf zehn Jahre liegen die Netto-Einkommensverluste bereits bei 41.000 Euro. Ursachen für diese Gehaltsdifferenz sind in der Ungleichverteilung auf unterschiedliche Berufsfelder und den meist niedrigeren Löhnen in frauendominierten Berufen begründet. Eine weitere Ursache ist, dass branchenübergreifend Führungspositionen seltener von Frauen ausgeübt werden.
Die Folgen dieses Gehaltsnachteils von Frauen gegenüber Männern sind, dass zwei Drittel des weiblichen Geschlechts keine langfristige Existenzsicherung haben und im Alter häufiger von der Grundsicherung leben als Männer. Abschließend hielt Uschi Zwick fest, dass gerade in systemrelevanten Berufen ohne Frauen nichts laufen würde und diese Kolleginnen mehr als nur Applaus verdienten.
„Da viele Frauen niedrige Löhne erhalten, ist die Anhebung des Mindestlohns auf mindestens 12 Euro eine effektive Möglichkeit, den Gender Pay Gap ein Stück zu schließen. Außerdem müssen wir die sozialen Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten, besser bezahlen.“, sagte Regina Leenders gleich zu Beginn der anschließenden Diskussion. Dazu müsse die Tarifbindung unter anderem durch ein Bundestariftreuegesetz gestärkt werden. Damit sollen nur Unternehmen öffentliche Aufträge erhalten, die Tarifbindung haben.
„Da, wo Tarifverträge gelten, ist die Entgeltlücke ganze zehn Prozent kleiner.“, bekräftigt Zwick.
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten, sei für eine optimale Kinderbetreuung zu sorgen. „Wir müssen Paaren die Möglichkeit bieten, Beruf und Familie besser zu vereinen. Dies funktioniert durch ein optimales Betreuungsangebot. Außerdem verleitet das Ehegattensplitting Frauen dazu, weniger oder gar nicht mehr zu arbeiten. Das rächt sich im Alter.“, so Leenders.
Frauen unterbrechen ihre Erwerbsarbeit für Kinderbetreuung und Pflege immer noch häufiger als Männer. In der Folge sind Frauen viel häufiger von der Altersarmut betroffen als Männer. Die durchschnittliche Rente der Frau betrage 970 Euro, die des Mannes 1920 Euro.
Im dritten Teil der Veranstaltung stellte sich Regina Leenders den Fragen aller Teilnehmer. Eine angeregte Diskussion rundete die Veranstaltung ab.